Allgäuer
Zeitung,
01.12.2007,
Anna Köhl
Aus Vielem wird ein Ganzes
Ausstellung baustelle:leben im Künstlerhaus
Kempten
l ask l Im Künstlerhaus Kempten kämpft man gegen den Winter. Eiseskälte
strömt durch die Räume, weil wieder einmal die Heizung ausgefallen
ist, Wasser tropft von einer Wand, weil irgendwo in den unsichtbaren Leitungen
ein Leck entstanden ist und Gery Kantor flickt und repariert an allen Ecken
und Kanten. Eine riesige Baustelle ist dieses Haus und passend zur aktuellen
Situation präsentiert Kurator Pit Kinzer die neue Ausstellung baustelle:
leben.
Trotz aller Schwierigkeiten zieht das Künstlerhaus in der Beethovenstraße
wie magisch Kunstschaffende - nicht nur aus der Region - an. Immer wieder zeigt
dieses Phänomen, wie wichtig die Einrichtung Künstlerhaus für
die Stadt Kempten ist. Diesmal sind Esther Hagenmaier (Ulm), Pit Kinzer (Markt
Rettenbach), Christian Kuntner (Aarau, Schweiz), Wolfgang Mennel (Ziemetshausen),
Susanne Niemann (Gersthofen) und Claudia Waldner (Marktoberdorf) zusammengekommen.
Durchdacht und kühn strukturiert
Sie alle beziehen sich mit ihren Fotoarbeiten,
Installationen und Videopräsentationen auf Baustellen. Allen voran Pit
Kinzer, der mit großformatigen Prints auf Aludibond die unendliche Geschichte
seiner Gerngroß Models auf der Walz erzählt. Viele kleine Ausschnitte
sind es, von Zimmerleuten in Miniaturformat, die über die ganze Welt verteilt
an den großen Bauwerken tätig sind. Als Wandinstallation collagiert
und streng in Schwarz-Weiß komponiert, ergeben diese Momentaufnahmen
eine wohldurchdachte und kühn strukturierte Einheit.
Fragil und poetisch
Auch Wolfgang Mennel geht mit einer großformatigen Bodeninstallation
aus schwebend gelagerten Stahlplatten an das Thema heran und Christian Kuntner
belegt ganze Räume mit Kies. Esther Hagenmaier dagegen wirkt mit ihren
Raumkörper-Schattenbauten, zeigt Fotoarbeiten mit hohem ästhetischen
Reiz und beschreibt fragile architektonischen Situationen. Eine poetische Annäherung
zum Ausstellungskontext sucht Claudia Waldner mit ihrer Videosequenz im oberen
Stockwerk und nennt ihren Film bruchstücke.
Wie die Mosaikteile (Fotoarbeiten
von Susanne Niemann) die man zusammenfügen kann, ergeben die einzelnen
Werkgruppen der verschiedenen Künstler ein großes Ganzes. So als
wäre mitten in der Baustelle Künstlerhaus ein neuer, frisch angelegter
und renovierter Raum entstanden.
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