PitClown

"Hommage á
Jörg Scherkamp"<<

Schwäbische Galerie
Oberschönenfeld

Text zu Jörg Scherkamp

die geisterbahn wird auch immer gespenstischer, sagte der eine, da fällt mir einfach nichts mehr ein. das hätte es früher aber nicht gegeben, sagte der andere. fast täglich waren wir zusammengesessen, er und ich, wir wollten sein buch mit bildern & gedichten herausbringen, wir planten die nächste veranstaltung, die nächste ausstellung, den nächsten offenen brief ...was macht denn die augsburger kulturszene solange, sagten wir, als wir uns verabschiedeten am samstagabend, und er aufs land fahren wollte, was machen die den bloß, wenn wir uns erst wieder am dienstag treffen, sagten wir, die geht ja vor die hunde, sagten wir, lachten uns scheckig und tranken schnell noch eins. ich habe ihn nie wiedergesehen, sagte der andere. ob die szene damals vor die hunde ging, weiß ich nicht mehr, aber ich musste mich schwer am riemen reißen. er war nicht mehr da, mein umtriebiger antreibender mentor, der förderer meiner anfangsjahre, mein streitpartner, der undogmatische kämpfer, der kapitale kommunist, der kubistische realist, der poetische berserker, der barockmensch, der große organisator & sprücheklopfer, das wortgewaltige energiebündel, berstend vor schaffenskraft, "der maler für eine bessere welt", der ... er war vieles und alles auf einmal und viel zu viel und das hat ihn dahingerafft, sagte der eine. laut und polternd war er, sagte der andere, kleinlaut nur im auto oder im zug. er brachte einmal sogar mich als eisenbahnersohn dazu, eine station zu früh auszusteigen (was zu ungeahnten komplikationen führte), weil er totale panik davor hatte, den richtigen bahnhof zu verpassen. ist ja gut, sagte der eine, dann holen wir halt das hackl aus dem keller und schlagen alles z´samm. zitat ende, sagte der andere.